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Weinstammtisch am 3. Dezember 2014 im Evangelischen Kirchengut Wolf

Johannes Werling, Hans Adolf Polch und Markus Boor

 

Zum Dezember-Weinstammtisch trafen sich fast 30 Weingeschwister im historischen Gewölbekeller unter der Evangelischen Pfarrkirche in Wolf, wo sie von Gastgeber, Weinbruder Markus Boor, begrüßt und an historischer Stätte in die geschichtlichen Besonderheiten fachkundig eingeführt wurden.

 

Auf dem 1485 begonnenen Klosterweinkeller errichtet man anstelle der seit 1491 existierenden Servatiuskapelle 1685 die heutige Wolfer Kirche, immerhin die wohl einzige bisher bekannte Kirche mit einem Weinkeller darunter (Eventuell diente der Keller unter dem Chor der Klosterkirche von Machern ebenfalls als Weinkeller).

 

Bevor wir in den gut beheizten Gewölbekeller in der ebenfalls um 1490 nebenan erbauten sog. Schaffnerei zur Weinverkostung wechselten, gab es im Kirchenschiff darüber weitere interessante Erläuterungen zu Historie von Kirche und dem bis heute untrennbar damit verbundenen Weingut.

 

So auf das Weingut eingestimmt, wechselten wir schließlich in den Gewölbekeller der angrenzenden Schaffnerei, wo uns Weinbruder Markus Boor sehr gekonnt zunächst seine gut gelungene 2013er Kollektion präsentierte aus seinen Wolfer Weinlagen Goldgrube, Klosterberg und Schatzgarten sowie Trabener Würzgarten. Danach sorgten gereiftere Jahrgänge, unterlegt durch einen von Ehefrau Ulrike vorbereiteten Imbiss, für einen weiter steigenden Stimmungspegel in dieser gemütlichen Kelleratmosphäre, so dass dieser Weinstammtisch bei sehr angeregten Gesprächen erst spät seinen Ausklang fand.


Das Evangelische Kirchenweingut in Wolf

Die Ursprünge dieses Weingutes liegen bei der Liebfrauenkirche auf dem Göckelsberg, deren Ruine weit das Moseltal überragt („Wolfer Kloster“). Sie war eine der ältesten Pfarrkirchen des Moseltals. Nach der Überlieferung wurde ihr Marienaltar 804 n. Chr. von Papst Leo III auf seiner Reise zum Hof Karls d. Gr. nach Aachen geweiht. Die Kirche hatte zahlreiche Altäre, die z. T. von den Landesherren, den Grafen von Sponheim, gestiftet wurden. Das viel verehrte Gnadenbild, ein spätgotisches Marienbild, befindet sich heute im Diozösanmuseum in Trier (es war vorher in der Kesselstattkapelle in Kröv).

 

Die Kirche hatte einen Pfarrer mit 6 oder 7 Altaristen (Hilfspriestern). Am 23. April 1478 wurde dort ein Kloster der so genannten „Fraterherren“ aus Butzbach gegründet. Die „Fraterherren“, auch „Brüder vom gemeinsamen Leben“, wurden wegen ihrer kegelförmigen Kopfbedeckung auch Kogelherren genannt. Sie führten ein vorbildliches Leben – daher auch der Name „Goldene Brüder“. Zu ihren wichtigsten Prinzipien gehörte es, dass sie sich ihren Lebensunterhalt durch eigener Hände Arbeit verdienten – im Unterschied zum Pfründner- und Bettelwesen.

 

Da die Wirtschaftswelt des Mittelalters nach Zünften organisiert war, mussten die Brüder einen Erwerbszweig finden, der eine „Marktlücke“ bildete. Sie fanden diesen Erwerbszweig im Abschreiben und Kopieren von Dokumenten und Büchern. Das tägliche bewusste Lesen und Schreiben brachte ihnen einen intensiven Umgang mit Schrift und Sprache ein, der sie alsbald zu einem weiteren Schaffensgebiet führte. Sie begannen mit der Unterrichtung von Kindern in den Kulturtechniken des Lesens und Schreibens und gründeten zu diesem Zweck Lateinschulen. So besuchte z.B. Martin Luther in den Jahren 1497/98 die Lateinschule der „Brüder vom gemeinsamen Leben“ in Magdeburg.

 

Da dies hier in Wolf offenbar als wirtschaftliche Grundlage nicht reichte, schaffte man sich in Erkenntnis der optimalen Bedingungen für den Weinbau eine weiteres „Standbein“, indem man um 1485 ein Weingut gründete. Sie widmeten sich der Seelsorge und Schulbildung, bauten auf dem Berg 1498 einen neuen Keller in den Felsen und legten am 27. Juli 1498 den Grundstein zu einem Klosterneubau.


Bau- und Weingutsgeschichte

Im Dorf gab es seit 1491 eine Servatiuskapelle anstelle der 1685 erbauten heutigen Wolfer Pfarrkirche. Von der Servatiuskapelle stammt der Klosterkeller (von 1491, der Vorkeller wohl erst 1685 gebaut), der den Kogelherren schon als Weinkeller diente. Auch das KELLEREIGEBÄUDE mit der darüberliegenden sog. SCHAFFNEREI stammt in wesentlichen Teilen aus der Zeit um 1490. An seiner Vorderseite sind zwei hervorragende Säulenkapitäle aus der Liebfrauenkirche auf dem Berg eingemauert. 1782 Umbau der Schaffnerei. DAS Kloster der Kogelherren wurde 1560 durch Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken, der 1557 in der Hinteren Grafschaft Sponheim die Reformation einführte, aufgelöst. Die Kogelherren mussten ihr Kloster verlassen. Das Klostervermögen, dessen Verwaltung die Schaffnerei übernahm, wurde zur Unterstützung der Kirchen und Schulen der Hinteren Grafschaft Sponheim bestimmt (1578). Z.T. wurde es auch der neugegründeten Trarbacher Lateinschule, dem heutigen Gymnasium, überwiesen.

 

1578 ist somit auch das Geburtsjahr des Evangelischen Kirchengutes Wolf, das bis in unsere Zeit von der Kirche selbst geführt wurde; der amtierende Pfarrer war gleichzeitig Winzer, der sich auch um den Vertrieb zu kümmern hatte.

 

Die bekannte wirtschaftliche Entwicklung des Weinmarktes in den letzten Jahrzehnten machte auch dem Kirchengut zu schaffen, aber bis zu deren Einstellung im Jahre 2000 sicherten Zuschüsse der Rheinischen Landeskirche die Existenz.

 

Schließlich konnte die Kirchengemeinde Markus Boor, einen ortsansässigen Weinfachmann mit internationaler Erfahrung, als Pächter gewinnen. Umgehend wurde das um die Weinbergsflächen des elterlichen Betriebs auf 4,5 ha erweiterte Kirchengut auf ökologische Wirtschaftsweise umgestellt und gehört dem Bioverband ECOVIN an. Das früher bedeutende Messwein-Geschäft wird zwar weiter gepflegt, hat aber heute nur noch einen kleinen Umsatzanteil.

Fotoserien

Weinstammtisch am 3. Dezember 2014 im Evangelischen Kirchengut Wolf (MI, 03. Dezember 2014)

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Mi, 03. Dezember 2014

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