Wein-Colloquium am 23. März 2019 im Weingut-Weinstuben „Deutschherren-Hof“ in Trier-Olewig

Klimawandel und Klimaforschung

Helmut Orth

Das Wetter war uns besonders gewogen. Blauer Himmel und 20 °C ließen den Weinempfang ab 15 Uhr im Park des Weingutes für 80 Weinschwestern, Weinbrüder und Gäste zu einem Frühlingsfest mutieren. Der Service schenkte unentwegt 2017er Weißburgunder Qualitätswein, trocken, des Weingutes „Deutschherren-Hof“ in unsere Bruderschaftsgläser ein. Das stattliche hellgelb verputzte Gutshaus von 1905 mit Freitreppe, Rasen mit großen weißen Partyschirmen, Sitzgelegenheiten und Baumbestand vermittelte ein mediterranes Ambiente, das uns eine Stunde lang begeisterte.

Nach der Begrüßung durch Sebastian Oberbillig, eloquenter Winzer und studierter Önologe, besichtigten wir mit ihm und seinen Vater Albert in zwei Gruppen die Wirtschaftsgebäude. Großzügig, modern und optimal platziert, präsentieren sie sich mit Kelter, Edelstahl- und Holzfässern. Die Weinbergslagen verteilen sich am Stadtrand von Trier auf 12 ha.

Nach dem Rundgang begaben wir uns in die gemütliche Weinstube.

Bruderschaftsmeister Helmut Orth begrüßte die Teilnehmer und bedankte sich bei Prof. Dr. Heinemann für den zu erwartenden Vortrag und bei Sebastian und Albert Oberbillig für die Gastfreundschaft. Außerdem bedankte er sich bei Zeremonienmeister Bernhard Faber und Weinbruder Bernward Keiper für die gelungene Organisation.

Kernstück der Veranstaltung war der Vortrag „Aspekte des Klimawandels aus Sicht der Klimaforschung“ von Universitätsprofessor Dr. Günther Heinemann, Diplom-Meteorologe und Leiter des Fachs Umwelt-Meteorologie der Universität Trier. Er erforscht seit vielen Jahren Klimaprozesse in den klimabildenden Polargebieten und befasst sich mit dem regionalen Klimawandel in Europa. Helmut Orth gab einen einführenden Impuls zu dem aktuellen und vielfältig diskutierten Thema. Der Vortrag dauerte 2 × 30 Minuten. Zu Beginn und während der Pause wurde ein 2017er Gutsriesling trocken vom „Deutschherren-Hof“ eingeschenkt.

Der Vortrag beleuchtete umfassend den aus Sicht der Wissenschaft unstreitigen von Menschenhand verursachten Klimawandel und vermittelte anhand verschiedener Klimamodelle die fortschreitenden bedrohlichen Auswirkungen bis weit über unsere Zeit hinaus. Ein ungebremst steigender Energieverbrauch treibe den globalen Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) auf ein Rekordniveau. Die CO2-Emissionen seien weltweit auf 33 Milliarden Tonnen gestiegen – ein neuer Negativrekord. Die Klimakonferenz der UN in Paris von 2015 habe das Ziel vorgegeben, die Aufheizung des Weltklimas im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter bis ca. 2050 auf deutlich unter 2 °C, möglichst 1,5 °C, zu begrenzen, was nicht mehr erreichbar sei. Bisher sei die Durchschnittstemperatur um etwa 1 °C gestiegen, 2030 seien 1,5 °C zu erwarten.

Der starke Anstieg der Emissionen entfalle zu 85 % auf 3 Länder: China, Indien und USA. In Deutschland, Frankreich, Großbritannien zum Beispiel sei der CO2-Ausstoß gesunken.

Der spannende und außerordentlich aufmerksam verfolgte Vortrag hinterließ Betroffenheit mit Ratlosigkeit und den vom Bruderschaftsmeister in seinem Schlusswort formulierten Eindruck, dass die Welt in einer tragischen Entwicklung stehe – ähnlich wie in antiken Tragödien – die unaufhaltsam fortschreite.

Mit viel Applaus und einem Weingeschenk aus der bruderschaftseigenen Vinothek bedankte sich der Bruderschaftsmeister bei Prof. Dr. Heinemann.

Das Abendessen mit Elsässer Flammkuchen, Deutschherren-Steak vom Buchenholzgrill und Beilagensalaten war ausgezeichnet, begleitet von folgenden Weinen, die Sebastian Oberbillig bzw. Bernward Keiper kommentierten:

2017er Alte Reben trocken, Deutschherren-Hof

2018er Alte Reben Fassprobe, Deutschherren-Hof

2016er Kaseler Timpert, Spätlese feinherb, Weingut Karlsmühle, aus unserer Vinothek

2017er Sebastian Nr. 1, halbtrocken, Deutschherren-Hof

2016er Kaseler Nies’chen, Spätlese, Weingut von Beulewitz, aus unserer Vinothek

2007er Krettnacher Altenberg, Auslese, Weingut Schnitzler, aus unserer Vinothek

Um 21:30 Uhr endete die Veranstaltung, die im Wein-Vorort Trier-Olewig die globalisierte Welt in den Mittelpunkt gestellt hatte.