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Weinstammtisch 2019 Trier – Obermosel – Saar – Ruwer

Waltraud Plein, Ursula Schöffling

 

Seit Gründung der lokalen Moselstammtische der Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer im Jahr 2008 finden die geselligen Treffen der Weinfreunde mit Gästen in Trier jeden zweiten Mittwoch in den Monaten Januar, April, Juli und Oktober statt. Stammhaus ist das Weingut von Nell im Olewiger Tiergartental. Für den Juli-Stammtisch lädt seit einigen Jahren Zeremonienmeister Bernhard Faber in sein Weinbergshäuschen hoch über Krettnach ein.


Die Planung

Die Leitung und Organisation der Stammtische hat seit 2009 Kellermeister Bernward Keiper übernommen, zunächst mit seinem verstorbenen Kollegen und Freund Kellermeister Ehlen die Vorbereitungsarbeiten für die Probe der etwa zehn Weine sind weitreichend, angefangen mit dem Versenden der Einladungen und einer Ankündigung in der Lokalzeitung „Trierischer Volksfreund“, gilt es die Probenweine zu besorgen oder bei bekannten Weingütern als Spenden zu „erbetteln“, gekühlt anzustellen und auszuschenken. Traditionsgemäß wird die Weinprobe kostenlos angeboten und nur verzehrte Speisen mit Getränken werden beim Weingut bezahlt. Bernward Keiper kommentiert die einzelnen, paarweise eingeschenkten Proben mit seinem unschätzbaren Fachwissen, das er unterhaltsam und spannend in die Runde streut. Als Folge ist eine stetig ansteigende Teilnehmerzahl an den Stammtischen mit 40 bis 50 jüngeren und älteren Weinfreunden zu verzeichnen.


Der Ablauf

Vor Beginn der Proben stärken sich die Gäste mit Speisen aus der Küche des Weingutes von Nell. Ein „Renner“ ist dabei der traditionelle Elsässer Flammkuchen. Zur Probe gibt es vom Haus kleine knusprige Brötchen. Für den Gastgeber, der seine Räume kostenlos zur Probe überlässt, wird am Schluss ein freiwilliger Obulus eingesammelt, der auch für Weineinkäufe genutzt wird.

 

Im Januar werden Jungweine des Jahrgangs 2018 von Mosel, Ruwer und Saar vorgestellt, überwiegend als Fassabfüllung von den Weingütern Kesselstatt, Kellermeister Mertes, Bischöfliche Weingüter, Karlsmühle, Weinbaudomäne Avelsbach, Peter Terges oder auch von Nell und anderen. Diese noch „unreifen“ Weine sind leicht moussierend und teilweise auch trüb, lassen aber bereits ihre Qualität erkennen. Einen Teil seiner Weine hat Peter Terges dagegen bereits fertig auf der Flasche, damit er diese in Berlin auf der Grünen Woche vorstellen kann. Bernward Keiper erläutert die Entwicklungsfähigkeit der einzelnen Probeweine. Wird es ein „großer Wein“, der Gaumenfreuden aufkommen lässt, oder bleibt er wohl kleiner?

 

Im April werden die gleichen Weine abgefüllt und verkaufsbereit wieder probiert. Bei dieser Verkostung haben die Weinfreunde mit gutem „Gaumengedächtnis“ zweifelsohne einen Vorsprung, wenn sie die Proben vom Januar vergleichen. Dieses Glück haben wohl überwiegend die geübten Probierer bzw. die Fachleute in der Runde. Kellermeister Keiper hilft mit fachkundiger Beschreibung, Nase und Gaumen zu Höchstleistungen zu bringen. Lernziele sind: Traubenernte – Traubenverarbeitung – Gärungsablauf – Ausbau der Weine – Vermarkung. Lebhafte Diskussionen beim Austausch der Eindrücke zu den Weinen bescheren allen wieder einen fröhlichen Ausklang.

 

Im Juli geht es ins Tälchen zum Weinhäuschen des Weinguts Faber-Schnitzler, das Zeremonienmeister und Weingutsbesitzer Bernhard Faber gehört. Zu deftigem, selbst zubereitetem Essen gibt es wiederum Jahrgangsweine aus dem Konzer Tälchen zu probieren. Dieser Termin erfreut sich bei den Weinliebhabern großer Beliebtheit, denn es geht ungezwungen und freundschaftlich zu. Man kann zudem Gäste aus der Nachbarschaft der Familie Faber kennenlernen und Interessantes über die Saarweine des Tälchens und den Ur-Moselverlauf lernen. Folgende Weine wurden bei diesem Treffen verköstigt:

 

Weinstammtisch 2019 Trier

 

  1. 2018er Riesling Qualitätswein trocken Alte Rebe, Simonshof
  2. 2018er Riesling Spätlese feinherb, Michel V, Reben von 1922, Schnitzler  
  3. 2018er Riesling Auslese trocken Alte Rebe, Maximinerhof
  4. 2018er Riesling Qualitätswein trocken, Schnitzler   
  5. 2018er Riesling Classic, Maximinerhof
  6. 2018er Riesling Classic, Simonshof
  7. 2018er Riesling Spätlese, Maximinerhof
  8. 2018er Riesling Spätlese, Schnitzler
  9. 2011er Riesling Spätlese, Simonshof

 

Im Oktober findet der 4. Stammtisch des Jahres statt. Wieder treffen sich die Mitglieder und zahlreiche Gäste im Weingut von Nell. Der für die Weinprobe reservierte Raum ist mit über 40 Teilnehmern schnell gefüllt. Viele neue Gäste erscheinen, ein Zeichen dafür, dass das Thema Wein bei den sehr schönen Trierer Stammtischen viel Anklang findet.

 

Bernward Keiper war diesmal verhindert. Er hatte dennoch alle Weine für die Probe besorgt. In Vertretung hatte Stephan Reuter erfreulicherweise die Kommentierung der Probe über nommen, obwohl sein Terminkalender ihm wenig Zeit lässt. Stephan Reuter ist Agrarbiologe und war langjähriger Leiter des Weinbauamtes Wittlich, seit 2017 ist er Fachreferent für Weinbau, Weinrecht und Weinüberwachung für RLP an der ADD Trier. Er ist Mitglied im Präsidium der Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer und arbeitet im Redaktionsteam des Mosel-Anrufs mit. Mit seinem enormen Fachwissen stellte er in charmanter Weise die Weine der Probe vor.

 

Weinstammtisch 2019 TrierWeinstammtisch 2019 Trier 

 

Es handelte sich dabei um folgende Weine:

  1. 2018 Kaseler Nies’chen, WG Karlsmühle: Preis 8,50 €, 102 °Oe, Säure 7,2 g/l, Restzucker 40 g/l
  2. 2018 Kaseler Nies’chen Kabinett, WG Reichsgraf von Kesselstatt: Preis 14,80 €, 107 °Oe, Säure 7,2 g/l, Restzucker 45,4 g/l
  3. 2018 Kaseler Nies’chen Kabinett, WG vom Beulwitz: Versteigerung 15 €, 108 °Oe, Säure 7,2 g/l, Restzucker 55,6 g/l 
  4. 2018 Kaseler Nies’chen Kabinett, Bischöfliche Weingüter: Preis 10 €, 102 °Oe, Säure 8,3 g/l, Restzucker 60,5 g/l  
  5. 2018 Scharzhofberger Spätlese, Bischöfliche Weingüter: Preis 16 €, 107 °Oe, Säure 6,6 g/l, Restzucker 70,4 g/l
  6. 2018 Scharzhofberger Spätlese, WG Reichsgraf von Kesselstatt: Preis 23 €, 107 °Oe, Säure 6,8 g/l, Restzucker 75,4 g/l
  7. 2018 Scharzhofberger Spätlese, WG von Hövel: Preis 28 €, 106 °Oe, Säure 6,5 g/l, Restzucker 76,2 g/l  
  8. 2018 Scharzhofberger Spätlese, WG Vereinigte Hospitien: Preis 16 €, 106 °Oe, Säure 6,5 g/l, Restzucker 76,2 g/l

 

Ausgesprochen gelungen war der Vergleich von jeweils vier Weinen aus einer Lage (Kaseler Nies’chen und Scharzhofberger) der verschiedenen Weingüter. Es wurde deutlich, wie unterschiedlich Weine aus einer Lage munden können. Daran ist die jeweilige Arbeit des Kellermeisters zu erkennen und ersichtlich, wie wichtig seine Kellerarbeit ist.

 

Man beachte auch, dass alle Weine über 100 °Oechsle hatten.

 

Nach der Probe setzte eine lebhafte Diskussion ein. Die Frage, welcher Wein der jeweiligen Weingüter wohl besser sei, blieb offen. Die Geschmäcker sind halt unterschiedlich, man muss den Wein probieren und sich sein eigenes Urteil bilden.

 

Die Laudatio am Schluss darf wie bei allen Stammtischen nicht fehlen, gesprochen vom Ehrenbruderschaftsmeister, Karl-Heinz Faas, in seiner sympathischen und humorvollen Art. Er dankte vor allem Bernward Keiper für die Beschaffung der Weine, den Weingütern für ihre Weinspenden, Stephan Reuter für seine Ausführungen und dem Ehepaar von Nell für die gute Bewirtung sowie allen Anwesenden für ihr Interesse.

 

Der Wunsch auf Fortbestand der schönen Stammtischrunden im Sinne des Weinbruderschaftsmottos „Amata vitis – Beata sitis“ rundete die mit Weinversen geschmückten Schlussworte ab.

 

Anmerkung

Die hohen Mostgewichte des Jahrgangs 2018 sind Zeichen eines klimatischen Super-Jahrgangs, wie die folgenden Werte zeigen:

 2018Norm
Sonnenscheinstunden1660 Std.1226 Std.
Mittlere Temperatur16,5 °C14,1 °C
Niederschläge364 l/m²445 l/m²

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Di, 01. Januar 2019

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