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Erster Weinstammtisch der Sektion Traben-Trarbach am 4. Juni 2008 an Historischer Stätte

Hans Adolf Polch, Johannes Werling

 

Der erste Weinstammtisch am 4. Juni 2008 nach einem Gründungstreffen im April war aus drei Gründen etwas Besonderes:

  • 1. Weinstammtisch der Sektion Traben-Trarbach
  • an Historischer Stätte > Trabener Unterburger Zollturm  
  • mit Weinen aus alten Steilst-Lagen Trabener Zollturm und Trabener Gaispfad

 

Damit wurde auch hier die auf maßgebliches Betreiben von Dieter Schlagkamp vorangetriebene Idee realisiert, neben den jährlich drei festen Großveranstaltungen der Weinbruderschaft kleinere Treffen der Weingeschwister vor Ort beim Wein ohne großes Programm zu installieren. (Hierzu siehe auch Mosel-Anruf Nr.40/2010 S.13-20). Parallel dazu startete man auch in den Regionen Trier, Bernkastel-Kues und Terrassenmosel. In Wittlich gab es 2015 einen erfolgreichen zweiten Anlauf.

 

Die terminliche und inhaltliche Gestaltung regelte jede Sektion in Eigenregie. Die hiesigen Weingeschwister entschieden sich für ein Treffen aller zwei Monate jeweils am 1. Mittwoch des Montas an wechselnden Lokalitäten, die von Johannes Werling und dem Verfasser organisiert werden.

 

Spontan bot Weinbruder Otto Schnitzius an, den ersten Weinstammtisch in seiner Steilst-Weinlage Trabener Zollturm (Alter Zollturm, Trabener Unterburger Zollturm?) auszurichten mit dem ganz besonderen „Kick“ für Schwindelfreie, den etwas mühsamen, langen Aufstieg mit seiner Monorak-Bahn zu umgehen.

Da dies für die meisten von uns Neuland war und auch nicht ganz „ohne“, starteten wir an einem herrlichen Sonntagmorgen davor eine Erkundungstour bis ans obere Ende des Weinbergs, markiert durch ein altes Weinbergshäuschen, wovon es in diesem Hang noch einige mehr oder weniger gut erhaltene gibt. Belohnt wurde unser Aufstieg mit einem herrlichen Rundblick und einem Glas Wein aus der kühlen Boden-Felsenkammer. Auch wenn es ein herrliches Plätzchen ist, war unser Entschluss klar: nicht alle Weinbrüder dürften Steillagen-Helden sein und da außerdem eine späte Abfahrt nach Weingenuss in die Abenddämmerung nicht verantwortbar erschien, richteten wir uns auf den ebenfalls schön gelegenen Platz weiter unten an den Resten der alten Zollburg ein.


Weinstammtisch

Während einige lieber die vielen Stufen nach oben nahmen, wollten die meisten Weinbrüder unbedingt mal eine „Bahnfahrt“ nach oben mitmachen. Diesem Weg gingen vorher schon die Materialtransporte – zusätzliche Bänke, Gläser, Weine etc. Damit wir zum Platz am Zollturm fahren konnten, musste unser „Lokführer“ unterwegs einen Stop einlegen und zur Verblüffung der Fahrgäste eine Weiche nach links ab stellen.

 

Der Rest ist schnell berichtet, auch wenn es ziemlich spät und dunkel wurde: ein sehr schöner Sommerabend bei herrlicher Sicht ins Talrund des Moselbogens und vor allem guten Gesprächen über Wein, wobei ausschließlich Raritäten mehrerer Weingüter und Jahrgänge aus dieser und der angrenzenden Spitzenlage Trabener Gaispfad in die Gläser kamen. Dieser Einstieg war alles in allem ein sehr gelungener Start in unsere Weinstammtisch-Runde, der sicher bei vielen noch lange in bester Erinnerung geblieben sein dürfte.


Zum Stammtisch in der Weinlage Trabener Zollturm im Weinberg

Am sogenannten „Starkenburger Hang“ zwischen Enkirch und Traben-Trarbach liegen einige Flurbereiche, deren Namen zum Teil römischen Ursprungs sind oder auf mittelalterliche Ereignisse verweisen. Der Hang selbst mit seinen vielseitigen geologischen Formationen und seiner artenreichen Fauna und Flora zählt zu den markantesten Steillagen der Mittelmosel. Zwei Weinlagen liegen zwar auf der Trarbacher Steite, gehören jedoch, wie ihr Name sagt, zur Gemarkung Traben: Der Trabener Gaispfad und der Trabener Zollturm.

 

Im Heberegister der Pichter (= Pächter) des Grafen Johann III. von Sponheim aus dem Jahre 1351 wird erwähnt, dass der Graf aus dem Weinberg "Geisberg" 1,5 Fuder als Pacht erhalten hatte. Der Weinberg zählte zu den Besitzungen des Corveyer-Hofes, die Johann III. 1359 von der Weserabtei erworben hatte. Diese Flurgemarkung mit ihrer terrassenförmigen Struktur und dem hervorspringenden Felsnasen wurde zuvor als Weideland für die kletterfähigen Ziegen benutzt und behielt auch nach der Nutzungsänderung vor über 650 Jahren den Namen bei.

 

Die Weinbergslage „Trabener Zollturm“, in deren Mitte der Weinstammtisch tagte, leitet ihren Namen von einer mittelalterlichen Zollburg ab, deren beachtliche restaurierte Reste eine Felsnase über der Mosel beherrschen. Diese Anlage, vermutlich eine Vorburg der Starkenburg, überragt den trotz der Sprengungen beim Bau der Bundesstraße immer noch gewaltigen Felsvorsprung zwischen Enkirch und Trarbach, der von den Einheimischen „Hoher Fels“ genannt wird.

 

Um diese „Zollburg“ rankt sich auch die romantisch verklärte und gefühlvoll historisch „erweiterte“ Geschichte von der Gräfin Loretta von Sponheim und Kurfürst Balduin von Trier. Diese Geschichte ist so bekannt, dass sie hier nur in kurzen Zügen gestreift wird. Loretta von Sponheim, geborene Gräfin Salm, hatte nach dem frühen Tod ihres Mannes Heinrich (1323) die Vormundschaft ihres noch unmündigen Sohnes Johann und damit die Regentschaft über die Grafschaft übernommen. Dieses Erbe ihres Sohnes verteidigte sie mit allen Mitteln gegen die Ansprüche des Kurfürsten und Erzbischofs Balduin von Trier aus dem Hause Luxemburg, des mächtigsten und wohl fähigsten Reichsfürsten seiner Zeit. Dabei griff sie zu einem Mittel, dass sonst nur skrupellosen Raubrittern vorbehalten blieb. Mitten in der Zeit eines Waffenstillstandes nahm sie im Jahre 1327 kurzerhand den Kurfürsten, der sich mit wenigen Gefolgsleuten auf dem Schiffsweg nach Koblenz befand, auf der Mosel gefangen und verwahrte ihn auf der Starkenburg in Ehrenhaft. Die heute noch vorhandene Zollburg spielte dabei allerdings noch keine Rolle, denn die gab es noch nicht. Die Stelle des „Kidnappings“ lag etwas moselaufwärts. Vermutlich war die sogenannten Portswiese unterhalb des früheren Trarben-Trarbacher Hafens auf dem rechten Moselufer Schauplatz der Tat. Seit Jahrhunderten verband an dieser Stelle eine Fähre die Orte Traben-Litzig mit Starkenburg-Irmenach. In ihrer Nähe liegt auch, nahe beim Clubhaus des Ruderclubs Traben-Trarbach, der sogenannte Woog, die tiefste Stelle der gesamten Mosel, der durch vertikale Wasserwirbel entstand.

 

Wie uns allen bekannt ist, endete die Geschichte von Loretta und Balduin recht positiv, ebenso wie der genannte Stammtisch, dessen Teilnehmer sich am späten Abend trotz köstlichen Weingenusses über die 295 in den Fels gehauenen Stufen erfolgreich wieder abwärts auf dem Heimweg machten.

Fotoserien

Erster Weinstammtisch der Sektion Traben-Trarbach am 4. Juni 2008 an Historischer Stätte (MI, 04. Juni 2008)

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Mi, 04. Juni 2008

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